Nun liegt sie hinter den fast 70 Rostocker Kindern und Jugendlichen – die gemeinsame Arbeitswoche des diesjährigen DIALOGE-Festivals. Eine Woche in der es darum ging, ein gemeinsames Konzept so umzusetzen, dass am Ende jeder Junge und jedes Mädchen, mit oder ohne Beeinträchtigung, die am besten passende Rolle finden und damit etwas ganz Eigenes zum gemeinsamen Projekt beitragen konnte.
Wie gut das gelang, bewies die Werkschau, die am 25.10.2019 in der Bühne 602 stattfand und alle Einzelarbeiten zu einem großen Ganzen zusammenfügte. Da gab es zum einen die Gruppe Schauspiel, die sich die Frage stellte, wie der Wettstreit zwischen Dr. Faust und Mephisto heute ausgehen würde. Haben wir nicht künstliche Intelligenzen und digitale Archive, dank derer der immer suchende Gelehrte alles wissen kann, was er begehrt? Faust gewinnt, denn es bleiben natürlich Fragen offen – unter anderem die, wo denn bei all der Digitalität und den Unmengen von Fakten die Seele bleibt. Die danach auftretende inklusive Band griff das Thema in einem selbst verfassten Handy-Song auf, der davon erzählte, wie sich der mobile Begleiter vom Freund zur Plage entwickelt. Und auch in der beeindruckenden Performance der Tanzworkshopmitglieder ging es darum, dass die Smartphone-Welt uns voneinander entfremdet, wir den Blick dafür verlieren, dass neben uns ein Mensch steht, der uns braucht und nahe sein möchte. Und was um alles in der Welt, fragte sich die Maskengruppe dann, passiert mit uns, wenn das WLAN ausfällt? Und was wird aus unseren Erzählungen und Geschichten, wenn der Prinz lieber Selfies mit dem toten Schneewittchen macht, als es mit seiner Liebe zu retten? Dass es dann Donald Trump war, der auszog, um mächtiger als die Liebe zu werden, sorgte für Gelächter im bis auf den letzten Platz gefüllten Saal. Das Publikum applaudierte immer wieder und am Ende lange und begeistert – den jungen Akteuren auf der Bühne war die Freude ebenso anzusehen, wie das in der Woche entstandene Zusammengehörigkeitsgefühl.
Die insgesamt sechs Dozent*innen waren nicht nur zufrieden mit dem erzielten Ergebnis, sondern auch sichtlich angetan von der Festivalwoche selbst: „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder durch das gemeinsame Spielen, Tanzen, Musizieren und Arbeiten immer mehr miteinander in Kontakt kamen, wie die Scheu gerade der Kinder mit Beeinträchtigungen stetig abnahm“, fasste Robert Beckmann, Leiter des Musik-Workshops die Woche aus seiner Sicht zusammen. Für ihn und andere Akteure des DIALOGE-Teams war die gemeinsame Woche ein Auftakt, dem weitere inklusive pädagogische Arbeit folgen soll.
Ausdrücklich Ermutigung erfuhr dieser Gedanke durch die Schirmherrin des Festivals, Bildungsministerin Bettina Martin, die in ihrer Eröffnungsrede den Wert des Formats betonte und der nachfolgenden Aufführung mit sichtlicher Freude bewohnte.